Handchirurgie setzt auf Knochenschrauben
Metall ist nicht mehr in, Schrauben aus Knochenmaterial hält Einzug in die OP-Säle
Bei operativen Eingriffen sind Orthopäden und Unfallchirurgen oftmals auf Schrauben angewiesen. Sie müssen Knochenteile nach der Durchtrennung so lange zusammenhalten, bis sie wieder auf natürliche Weise zusammengewachsen sind. Die Schrauben sind meist aus Metall, doch immer häufiger kommen bei solcherlei Eingriffen biologische Materialien zum Einsatz. Sie haben für den Patienten einen ganz entscheidenden Vorteil: Sie müssen nicht wieder in einer zweiten Operation entfernt werden. Mit Schrauben aus Zucker und Magnesium hat das Orthopädische Spital Speising bereits seit Längerem gute Erfahrungen gemacht. Diese Bio-Materialien lösen sich im Körper nach einiger Zeit auf, sodass keine Fremdkörper mehr im Organismus übrigbleiben. Nun kommen im führenden Orthopädiezentrum Österreichs erste sehr gute Erfahrungen mit Schrauben aus menschlichem Knochenmaterial – so genannten Kortikalisschrauben – hinzu.
Schraube wird Knochen
Im Gegensatz zu Zucker- und Magnesiumschrauben lösen sich die Knochenschrauben zwar nicht auf, sie werden aber vom Körper als eigenes Material angenommen. „Sie werden zum eigenen Knochen. Nach einiger Zeit sind sie gar nicht mehr im Röntgenbild zu sehen, und der Patient hat kein Fremdkörpergefühl“, erläutert Dr. Klaus Pastl, Orthopäde in der Klinik Diakonissen in Linz, der diese von ihm entwickelte Innovation auf der Fachtagung „Hands on Hands“ im Orthopädischen Spital Speising in Wien vorstellte.
Erste positive Bilanz
„Wir haben seit vergangenem Jahr im Orthopädischen Spital Speising bereits bei rund 20 Patienten, die an der Hand operiert wurden, die innovativen Knochenschrauben eingesetzt“, sagt Oberarzt Dr. Christian Krasny, der Teamleiter für Hand- und Ellenbogenchirurgie in Speising. Derzeit werden die Knochenschrauben von Dr. Krasny im Orthopädischen Spital lediglich bei Handoperationen zur Versteifung von Fingergelenken eingesetzt, sowie im Fuß-Spezialteam bei Fußoperationen. Laut der Hersteller wären für den Einsatz der Schrauben jedoch weit größere Anwendungsgebiete möglich. Von den Vorteilen sind die Chirurgen jedenfalls überzeugt: Etwaige Entzündungs- oder Abstoßungsreaktionen traten bis dato nicht auf, informiert Dr. Pastl. Und auch während der Operation zeigt die Knochenschraube ihre Stärke: „Ich kann sie bearbeiten, also Teile wegschneiden und somit die Schraube auf die nötige Größe anpassen. Nichts steht also vom Knochen weg“, so Dr. Krasny.
Text: Gerhard Krause