Demenz

Bin ich nur vergesslich – oder ist es Demenz?

Diagnose Demenz – damit müssen immer mehr ältere Menschen und ihre Angehörigen leben. Was verbirgt sich aber hinter diesem Begriff, der ein Krankheitsbild beschreibt, welches weder gesellschaftliche noch kulturelle oder geschlechtsspezifische Unterschiede kennt?
Der Begriff „Demenz“ leitet sich aus dem Lateinischen („dementia“) ab und bedeutet übersetzt „abnehmender Verstand“. Wobei dieser Zustand nicht schnell oder gar über Nacht erreicht wird. Demenz schleicht sich langsam ins Leben der Betroffenen ein, wird meist nicht gleich erkannt und ist – auch deshalb – in der Folge so schwer zu behandeln: Wie bei vielen Krankheiten wäre auch bei Demenz im Frühstadium noch viel gegen ein rascheres Voranschreiten zu unternehmen.
Demenz ist eine typische, bis dato unheilbare Alterserkrankung, sie ist degenerativer Natur (keine Verbesserung, sondern nur Verschlechterung) und trifft die Menschen selten vor dem 60. Lebensjahr. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, an einer der verschiedenen Demenzformen zu erkranken, an. So leiden im Alter von 30-59 Jahren europaweit rund 0,1% der Menschen an Demenz, während in der Altersklasse von 95-99 Jahren rund 34,7% der Bevölkerung betroffen sind (Quelle: 1. Österr. Demenzbericht/European Community Concerted Action on the Epidemiology and Prevention of Dementia group, kurz EURODEM). Grundsätzlich ist die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken, für Frauen wie Männer gleich groß. Dass Frauen öfter davon betroffen sind, liegt in der Tatsache begründet, dass sie eine höhere Lebenserwartung haben als Männer.

Wie erkennt man Demenz?
Die Anfänge einer Demenz wirken wie leichte Vergesslichkeit und Desorientierung, nicht selten werden die kleinen Alltagsprobleme belächelt oder zumindest mit Humor ertragen. Selbst gesunde Menschen vergessen hin und wieder einen Termin oder betreten ein Zimmer und wissen plötzlich nicht mehr, warum sie sich überhaupt dorthin auf den Weg gemacht haben.
Allerdings bleibt es nicht bei diesen vereinzelten kleinen „Hoppalas“. Mit Fortschreiten der Krankheit verlieren die Betroffenen zusehends wichtige Gehirnfunktionen wie Gedächtnis, Orientierung, Auffassungsgabe, klare Sprache und logische Handlungsplanung. Je länger die Krankheit andauert, umso offenkundiger werden auch tiefgreifende Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen.

Warnzeichen für Alzheimer

Da die Alzheimer-Demenz die häufigste und damit die bis dato am besten erforschte Demenzform ist, sind hier bereits viele Anzeichen bekannt, auf die man achten sollte:

– Vergesslichkeit in einer Form, die Konsequenzen für Job und Alltag hat.
– Sprachschwierigkeiten, vor allem Wortfindungsstörungen (es werden in Sätzen einfach andere Wörter verwendet, was die Kommunikation mit dem Umfeld stark erschwert, weil Sätze sinnentleert sind)
– Probleme mit Alltagserledigungen (z. B. Herd wird wiederholt nicht ausgeschaltet)
– Orientierungsprobleme (zeitlich und räumlich)
– Gegenstände werden einfach liegen gelassen oder völlig falsch platziert (z. B. findet sich die Kleiderbürste in der Bestecklade wieder)
– Zunehmende Schwierigkeiten bei abstraktem Denken (z. B. Geldangelegenheiten)
– Urteilsfähigkeit lässt nach (z. B. Kleiderwahl entsprechend der Wettersituation)
– Stimmungsschwankungen sowie Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen
– Interesse an Beruf und Hobbies gehen zunehmend verloren (Symptome ähneln denen einer Depression – vor allem im Anfangsstadium)

Um beim ersten Verdacht zumindest ein wenig im Klaren zu sein, bieten zahlreiche Organisationen wie z. B. die Österreichische Volkshilfe inzwischen ausführliche Informationen und Demenztests an (siehe unten).

Aber Achtung: Weder diese Informationen noch Tests ersetzen ein Gespräch mit dem Hausarzt und eine professionelle Demenzabklärung!

Erste Anlaufstelle bei Demenzverdacht: der Hausarzt

Häufen sich die alarmierenden Anzeichen, so sollte möglichst rasch der Weg zum Hausarzt folgen, um demenzbedingte kognitive Leistungsdefizite zu erkennen und ein erstes klärendes Gespräch zu führen. Idealerweise sollte zumindest ein Familienangehöriger (oder eine Vertrauensperson) anwesend sein. Zudem kann im Zuge eines Gesprächs auf allgemeine Sorgen und Ängste im Zusammenhang mit einer möglichen Demenz eingegangen werden. Praktisch ist es, für dieses Gespräch eine Liste zu erstellen, um trotz der emotionalen Stresssituation beim Arzt keinen Punkt unangesprochen zu lassen und möglichst umfangreiche Informationen zu erhalten. Besonders wichtig: Die Ergebnisse dieses Gesprächs können rasch in gesundheitserhaltende Aktivitäten umgesetzt werden, so dass bereits ab diesem Zeitpunkt gegen die Krankheit gearbeitet werden kann.
Um absolute Klarheit zu erlangen, wird der Hausarzt die betroffene Person an einen Facharzt (Geriatrie, Neurologie oder Psychiatrie) überweisen. Hier erfolgt die sogenannte „Demenzabklärung“. Dabei wird durch eine Reihe von körperlichen Untersuchungen sichergesellt, dass die auftretenden Demenzsymptome nicht auf ein anderes Gebrechen (Gehirntumor, Schilddrüsenerkrankung etc.) zurückgeführt werden können. Weiters werden umfangreiche Tests durchgeführt, um die kognitiven Fähigkeiten festzustellen. Auch im Zuge der Demenzabklärung findet ein ausführliches Gespräch mit dem Betroffenen und den Familienangehörigen statt.
Zu guter Letzt bestimmten Spezialisten im Rahmen einer sogenannten Differenzialdiagnose (Vergleich aller Diagnosemöglichkeiten aufgrund der Symptome), um welche Demenzform es sich aller Wahrscheinlichkeit nach handelt und in welchem Stadium der Krankheit sich der Betroffene bereits befindet.
Aus den Ergebnissen der Demenzabklärung leitet sich die weitere Vorgehensweise hinsichtlich Medikation, Therapien und die zukünftige Lebensführung des Betroffenen ab.

Fragen und Fragebogen zur ersten Orientierung:DEMENZHILFE

Handbuch „Leben mit Demenz“ des Österr. Roten Kreuzes

Demenzformen und ihr Erscheinungsbild. Wer das Wort „Demenz“ hört, denkt üblicherweise an ihr bekanntestes Erscheinungsbild: Morbus Alzheimer. Allerdings ist das nur „die Spitze des Eisbergs“. Demenz kann in verschiedenen Formen auftreten, die unterschiedliche Ursachen haben. Entsprechend verschieden sind Symptome und Verlauf.

Um die diversen Demenzformen besser klassifizieren und einteilen zu können, wird zwischen primärer und sekundärer Demenz unterschieden. Die häufigste Demenzform ist die bekannte Alzheimer Demenz (primäre Form), sie betrifft ca. zwei Drittel aller Demenzpatienten. Geschlechtsspezifische Unterschiede sind bei den verschiedenen Demenzformen nicht zu erkennen. Allerdings erkranken Frauen öfter als Männer, da ihre Lebenserwartung um einige Jahre jäher liegt und die Demenzwahrscheinlichkeit mit zunehmendem Alter steigt. Demenz kann auch in Mischformen auftreten, weshalb einer professionellen Demenzabklärung besonders große Bedeutung zukommt.

Primäre Formen

Von einer primären Demenzerkrankung spricht man, wenn ohne erkennbare Ursachen Gehirnzellen geschädigt sind, d. h. das Gehirn selbst erkrankt, es gibt keine anderen körperlichen Gründe für das Nachlassen sozialer Kompetenz, für zunehmende Vergesslichkeit etc. Ein Großteil aller Betroffenen erkrankt an einer primären Form der Demenz. Dazu zählen:

– Alzheimer Demenz: Benannt nach dem deutschen Arzt Alois Alzheimer, trifft sie rund zwei Drittel aller Dementen. Bei Alzheimer-Demenz gehen über einen langen Zeitraum Gehirnzellen einfach „verloren“, bis der Betroffene nicht mehr wirklich aktionsfähig ist. Ihre Symptome: Vergesslichkeit, Sprach- und Denkstörungen, praktische Fähigkeiten gehen ebenso verloren wie die zeitliche und räumliche Orientierungsfähigkeit. In späteren Stadien verändern sich die Persönlichkeit und das Verhalten zum Teil radikal (die Fähigkeit, sozial angemessen zu agieren, geht verloren). Als Auslöser für Alzheimer kennt man heute u. a. Umwelt- und genetische Faktoren. Alzheimer tritt selten vor dem 60. bis 65. Lebensjahr in Erscheinung.
– Lewy-Body-Demenz: Sie ist die zweithäufigste Demenzform. Im Zuge einer Lewy-Body- oder Lewy-Körper-Demenz (benannt nach dem deutschen Neurologen Friedrich H. Lewy) werden Teile des Gehirns durch Ablagerungen von winzigen Eiweißkörperchen (Lewy-Bodies oder Lewy-Körperchen) geschädigt. Die Lewy-Body-Demenz zeichnet sich durch extreme Schwankungen der geistigen Leistungsfähigkeit, Parkinson-ähnliche Symptome (Versteifung der Glieder, Wortfindungsstörungen und Sprachschwierigkeiten) und teilweise sehr heftige optische Halluzinationen aus.
– Frontotemporale Demenz: Bei dieser, auch „Morbus Pick“ genannten Demenzform sterben sukzessive Nervenzellen im Stirn- und Schläfenbereich des Gehirns ab. Als Konsequenz sind vor allem jene Fähigkeiten und Gehirnleistungen betroffen, die dort angesiedelt sind. Die Symptome: Persönlichkeitsveränderungen, Motivation und Handlungsplanung gehen verloren. Wenig betroffen sind jedoch Gedächtnisleistung und die Orientierungsfähigkeit, sie bleiben – im Vergleich zu anderen Demenzformen – relativ gut erhalten. Die frontotemporale Demenz tritt vergleichsweise früh in Erscheinung, nicht selten sind Menschen bereits in ihren 50ern davon betroffen.

Demenz

Sekundäre Formen

Im Gegensatz zu den primären Demenzformen, bei denen das Gehirn direkt betroffen ist, treten sekundäre Demenzerkrankungen als Folge einer organischen Erkrankung auf. Als Beispiele seien hier Alkohol- und Drogenmissbrauch, Depressionen, aber auch rein körperliche Probleme wie Schilddrüsenunterfunktion oder eine Herz-Kreislauf-Insuffizienz genannt.
Daher führt eine effiziente Behandlung der körperlichen Erkrankung üblicherweise zu einem Nachlassen bzw. Verschwinden der Demenzanzeichen. Sekundäre Demenzformen darf man, im Gegensatz zu den primären Formen, aus diesem Grund auch als heilbar bezeichnen. Mit einer Einschränkung: Dauert die auslösende Erkrankung bereits zu lange an und sind die Nervenzellen schon allzu sehr in Mitleidenschaft gezogen worden, dann lassen sich auch hier die entstandenen Schäden nicht mehr rückgängig machen.
Beispiele für sekundäre Formen sind z. B. die vaskuläre Demenz, bei der es zu einer schlechten Durchblutung des Gehirns kommt. Gründe dafür können ein Hirninfarkt oder ein Schlaganfall ebenso sein wie die Schädigung der kleinen Blutgefäße. Typische Zeichen für eine vaskuläre Demenz sind eine Reduktion der Gedächtnisleistung und Stimmungsschwankungen.
Eine weitere Form der sekundären Demenz ist die Alkoholdemenz, auch Wernicke-Korsakow-Syndrom genannt. Wie der Name schon sagt, ist sie eine Folge von Alkoholmissbrauch. Ihre Symptome sind Desorientiertheit, Gedächtnisstörungen, verminderte Planungs- und Handlungsfähigkeit sowie reduziertes Urteilsvermögen. Ebenfalls beobachtet wurden massive Persönlichkeitsveränderungen.

Teil 3: Richtiger Umgang mit Demenzkranken

An Demenz, Altersdemenz erkrankte Menschen können Handlungen und Sozialverhalten nicht mehr richtig kontrollieren oder einschätzen, ihre Lernfähigkeit verschwindet ebenso wie vorhandenes Wissen. Werden sie dann von ihrem Umfeld nicht entsprechend behandelt, führen sie ein Leben in Unzufriedenheit, Unwohlsein und Traurigkeit. Daher ist vor allem Geduld gefragt, um dementen Menschen das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten.

Demenz ist eine Krankheit, die sich nicht nur langsam ins Leben der Betroffenen einschleicht, sie wird meist erst im hohen Alter bemerkt. Daher sind pflegende Angehörige, Freunde und Nachbarn oft überfordert, wenn sie sich mit Demenzkranken beschäftigen. Da die Demenz erst in späteren Stadien gravierende körperliche Auswirkungen mit sich bringt, sind sie der berechtigten Meinung, sie hätten einen Menschen vor sich, der nach wie vor in gewohnter Weise „funktioniert“, jedoch unter Gedächtnisproblemen leidet. Immerhin hat er jahrzehntelang einen Job ausgeübt, war funktionierendes Mitglied einer Familie, war mit dem Auto unterwegs, nahm Behördentermine wahr etc.
Diese Annahme ist zwar nachvollziehbar, aber grundlegend falsch. An Demenz erkrankte Menschen sind aufgrund ihrer Gedächtnisstörung nicht mehr in der Lage, zu lernen oder sich etwas über einen längeren Zeitraum zu merken. Ganz im Gegenteil: Demenzkranke vergessen das, was sie schon wissen! Oft genug fühlen sich Pflegende und Freunde daher „gepflanzt“, wenn sie zum x-ten Mal das Gleiche sagen und zeigen müssen, bis etwas klappt, oder sukzessive für immer mehr Erledigungen da sein müssen, die noch kürzlich ohne Mithilfe bewältigt wurden. Nun, eines ist sicher: Kaum ein Demenzkranker, überhaupt im mittleren oder fortgeschrittenen Stadium, ist geistig dazu in der Lage, jemandem „etwas zu Fleiß zu tun“! Was allerdings passieren kann ist, dass der Erkrankte aufgrund falscher Behandlung – wer ist schon glücklich darüber, dass ihm z. B. permanent seine eigenen Fehler vorgehalten werden? – mit der Zeit aggressiv werden. Dann ist es durchaus möglich, dass aus Zorn so etwas wie eine „Racheaktion“ folgt.
Auch Streitsituationen, selbst wenn man noch so im Recht ist, sollten unbedingt vermieden werden. Zum einen fürchtet ein Demenzkranker, dass der Streit nie mehr endet (die Erfahrung, dass ein Streit üblicherweise kurz dauert, hat er intellektuell nicht mehr zur Verfügung) was zu Traurigkeit, Angst und noch mehr Rückzug führen kann, zum anderen ist bei Demenzkranken eine Art „emotionales Gedächtnis“ zu beobachten: Sie wissen zwar nicht, dass sie mit jemandem Probleme hatten, aber sie spüren es manchmal. Passiert dies, so wird der Streitpartner in Hinkunft gemieden. In Pflegeheimen wurde sogar beobachtet, dass Pfleger, die einem Patienten etwas verwehrt haben, von diesem richtiggehend „geschnitten“ werden.

Demenz

Daher ist es im Umgang mit Demenzkranken – auch für den eigenen Seelenfrieden – am besten, von ihnen keine Berücksichtigung der üblichen sozialen Gepflogenheiten und Regeln zu erwarten. Aufgrund der Gedächtnisstörungen und dem daraus folgenden Unvermögen, sich etwas merken zu können, ist beispielsweise jede Art von Abmachungen sinnlos. Wie soll sich auch jemandem an einen bestimmten Ort und einen Zeitpunkt erinnern, wenn er sich in den eigenen vier Wänden nicht mehr zurechtfindet? Nur durch oftmaliges Wiederholen schafft man es möglicherweise, einen Demenzkranken so weit zu schulen, dass er etwa einen bestimmten Sitzplatz am Tisch als den eigenen akzeptiert und ihn ohne Zuweisung benützt. Wobei auf die Frage „Wo ist Dein Platz?“ dennoch keine oder zumindest eine ausweichende Antwort kommen wird. An Demenzkranke Fragen zu richten, ist ein fruchtloses Unterfangen.

Problematische Verständigung

In Sachen Kommunikation gilt der Grundsatz: Je einfacher, je kürzer, je prägnanter, desto besser. Aber bitte kein Befehlston! Durch das reduzierte Auffassungsvermögen und die nachlassende Fähigkeit zu abstraktem Denken sind lange Sätze verwirrend. Auch mehrere Informationen in einem Satz zeitigen Missverständnisse. Daher, wenn z. B. das Mittagessen ansteht: Nicht „Komm‘ in die Küche und setz‘ Dich bitte an den Tisch!“, sondern „Komm‘ in die Küche!“ und erst, wenn der Demenzkranke in der Küche ist, folgt das „Setz‘ Dich bitte an den Tisch!“.
Positiv wirkt sich auch aus, so oft es geht Sprichwörter, Phrasen und Redensarten in die Sprache einzubauen. Sie haben einen bestimmten Sinn, der oft leichter erkannt wird als neu geformte, abstrakte Sätze, und sie wurden im Laufe des Lebens oft gehört. Idealerweise benützt man Redewendungen, die der Erkrankte besonders gut versteht oder selbst oft benutzt hat.
Wenn die Demenz einmal so weit fortgeschritten ist, dass der Erkrankte kaum noch oder gar nicht mehr sprechen kann, werden die anderen Sinne umso wichtiger. Sehen, Riechen, Schmecken, Hören, Tasten und Bewegungen sind nicht nur Möglichkeiten zu kommunizieren, sondern rufen positive und angenehme Gefühle wach. Bekannte Lieder etwa versetzen ehemals an Musik interessierte Demenzkranke in äußerst positive Stimmung. Am Ernährungssektor heben Süßspeisen die Stimmung; Süßes wird von Demenzkranken gerne genossen. Allerdings sollte – wie auch bei gesunden Menschen – keine Reizüberflutung zustande kommen. „Des Guten zu viel“ heißt bei einem dementen Menschen, dass er nicht mehr weiß, woher die vielen verschiedenen Reize kommen, er wird eher verwirrt als stimuliert sein. Der goldene Mittelweg ist wie so oft auch hier die Ideallösung.
Im Umgang mit Demenzkranken haben sich in den letzten Jahren einige anerkannte Methoden entwickelt. Die bekannteste ist die Validation. Sie versetzt den betreuenden Menschen in die Lage, sich in die die Gedankenwelt des Betroffenen hineinversetzen zu können. Dadurch wird die Kommunikation leichter, der kranke Mensch fühlt sich besser verstanden und lebt damit entspannter und zufriedener.
Eine weitere Herangehensweise ist die Methode des Pflegeforschers Erwin Böhm. Er betrachtet Kindheitsemotionen als wichtig, um demenzkranke Menschen stimmungsmäßig zu unterstützen. Als Ausgangsbasis dafür dient eine Aufstellung über jene Dinge, die als Kind Freude bereitet haben (d. h., man sollte diese Aufzeichnungen präventiv selbst machen, bevor es zu einer Krankheit kommen kann). Diese Kindheitserinnerungen können bei Demenzkranken sehr schöne und angenehme Gefühle hervorrufen, sodass die emotionalen Auswirkungen der Krankheit etwas gemindert werden können.

Wichtig: die Umgebung

Jeder Mensch, ob krank oder gesund, lebt gerne in einer Umgebung, die seinen Vorstellungen und Bedürfnissen entspricht. Dies gilt in verstärktem Maße auch für Demenzkranke. Wobei es nicht zielführend ist, z. B. bei der Übersiedlung ins Pflegeheim viele schöne neue Sachen zu kaufen. Ganz im Gegenteil: Je mehr vertraute Gegenstände (Bilder, Wanduhr, Statuen, Kruzifix etc.) sich in der ohnehin fremden Umgebung eines Pflegeheims finden, umso rascher gewöhnt sich der Erkrankte an die neuen Gegebenheiten, er erlangt mehr Sicherheit und verliert die Angst. Außerdem muss er sich ohnehin schon mit neuen Gesichtern (Pflegepersonal, Mitbewohner) beschäftigen und das Zimmer/das Pflegeheim hat architektonisch nichts mit den früheren eigenen vier Wänden zu tun.
Zu guter Letzt soll nicht unerwähnt bleiben, dass Demenzkranken mit der Zeit das dreidimensionale Sehen abhandenkommt. In Kombination mit der Tatsache, dass die Sehkraft mit zunehmendem Alter ohnehin nachlässt, ist es besonders wichtig, in allen Räumlichkeiten, die für den Demenzkranken zugänglich sind, gute Lichtverhältnisse zu schaffen. So werden farbliche Veränderungen des Bodens (Teppich!) nicht selten als Hindernisse missinterpretiert und sich bewegende Schatten oft als Bedrohung empfunden.

Redaktion: BERNHARD LICHTL

Links zu Validation:
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