Tic Tac
Mein geliebter Mann und das Tic Tac!
Mein geliebter Mann ist in der Gastronomie tätig. Er arbeitet sehr viel und ist sehr fleißig. Aber er klagt auch manches Mal über unleidige Gäste. Gäste, die alles besser wissen. Die immer gute Ratschläge erteilen, die immer mit flotten Sprüchen zur Hand sind. Wie beim Fußball. Auch hier gibt es einige Millionen gute Fußball Trainer. Die stellen auch jedes Team besser zusammen und können jede Schiedsrichter Entscheidung besser beurteilen. Ich glaube ja meinen geliebten Mann, dass dieses Verhalten einiger Gäste lästig sein kann. Aber manches Mal übertreibt er schon. Natürlich auch die Gäste.
Der Anruf
Eines Abends ruft er mich ganz kleinlaut an. Er muss ins Krankenhaus fahren, ob ich mit ihm mitkomme. Auf meine besorgte Frage, was er denn hat, meinte er nur kryptisch, das kann er nicht so sagen. Aber Du musst doch wissen, was Dir fehlt! Ja, schon, aber das kann man so nicht sagen. Also, ziehe ich meine Schuhe an und mache mich auf den Weg ihn abzuholen und ins AKH zu bringen. Ich habe immer noch keine Ahnung, was ihm wirklich fehlt. Ich bin voller Sorge und sehr ungeduldig, um endlich zu erfahren, was denn nun mit seiner Gesundheit los ist. Als er in mein Auto einsteigt, wirkt er aber ganz ok und heil. Ich kann keine sichtbaren Verletzungen erkennen. Nur den Kopf hält er immer schief. Nun sag schon, was fehlt Dir?
Die Antwort
Seine Antwort kommt zögerlich also, das war so, ich holte mir aus meiner Hosentasche eine Packung Tic Tac heraus. Als ich mir ein Tic Tac in den Mund stecken wollte, fragte mich ein lästiger Gast, was ich denn mit diesem Tic Tac mache. Ich fand die Frage so blöd, dass ich antwortete: Na, ins Ohrwaschl werde ich es mir stecken. Zur besseren Anschauung brachte ich das besagte Tic Tac in die Nähe meines Ohres und – Flusch – war es weg, hinein in mein Ohr. Nun begann ich zu schütteln, zu bohren, zu rütteln, zu hüpfen, aber das Tic Tac sitzt fest in meinem Ohr. Ich bekomme es nicht mehr heraus. Auf dieses gestotterte Geständnis musste ich erst einmal lachen. Aber irgendwie tat er mir auch leid. Also, auf ins AKH. Am Weg dorthin überlegte mein geliebter Mann eine Ausrede, wie dieses Tic Tac in sein rechtes Ohr gekommen ist. Er meint, er kann nicht sagen dass er es sich selbst hineingesteckt hat. Vielleicht ist es glaubwürdig, zu sagen ein Kind habe es ihm ins Ohr geschoben. Ich versuchte ihm diese blöden Aussagen aus zu reden. Er soll einfach sagen wie es war. Das ist immer noch besser und hilft bei der Lösung des Problems.
Im AKH
Wir wurden im Krankenhaus zur Erstbegutachtung gerufen. Die Krankenschwester hörte sich an, dass in diesem rechten Ohr ein Tic Tac steckt und schickte uns weiter zur HNO Abteilung. Als wir den Gang entlang gingen, schaute ich über die Schulter zurück und sah zwei Krankenschwestern, die meinen geliebten Mann lachend nachsahen. Die junge HNO Ärztin blieb aber ganz sachlich und ernst bei der Suche nach dem verschwundenen Tic Tac. Sie werkte und fischte und stocherte ganz sorgfältig. Meinen geliebten Mann tat schon das Ohrwaschl weh. Da meinte die Ärztin gleich haben wir es. Gleich Vor Anspannung steckte sie sich die Zungenspitze zwischen die Lippen. Mein geliebter Mann holte aus seiner Hosentasche die Packung Tic Tac heraus und meinte zur Ärztin: wollen Sie vielleicht auch eines? Ihre Antwort war: Nein, danke, ich habe eh gleich eines!
Text: ces
Beitragsbild: Gabriele Czeiner