Meine Freundin Sissi

Meine Freundin Sissi wohnt in einer wunderschönen niederösterreichischen Stadt. Krems – nicht Kleinstadt! Richtig Stadt! Mit Linienbussen, Kaffeehäusern und Restaurants. Am Samstag gibt es am Kirchenplatz einen Wochenmarkt. Hier bringen die Bauern aus den umliegenden Gegenden ihre Waren und bieten sie an kleinen Standeln an. Man kann herrliche Kartoffel, Äpfel, Fische und auch Blumen kaufen. Als Bewohner der Stadt kommt man Samstag  vormittag mit einem Korb in die Stadt, kauft am Markt ein und besucht anschließend ein nahegelegenes Kaffeehaus. Man sieht, wird gesehen, plaudert und erfährt alle Neuigkeiten der Stadt. So ist man „in“ und voll informiert. Man gehört dazu!

Weinberge

Zurück zu meiner Freundin Sissi: als sie jung und verliebt war, spazierte sie mit ihrem Freund Walter durch die Weinberge.  Hoch oben über der Stadt. Es war ein herrlicher Tag. Die Sonne lachte vom Himmel und die junge Liebe zauberte ihr ein ständiges Lächeln ins Gesicht. Da plötzlich kam ihr der Gedanke: hier möchte ich wohnen! Hoch oben über den Dächern der Stadt. Auf diesem Grundstück möchte ich mein Haus haben. Hier will ich mit meinem Walter und den noch nicht geborenen Kindern leben.  So beginnen wir unser gemeinsames Leben. 

Zu Hause angekommen suchte Sissi ihren Vater auf und erzählte von ihrem Plan. Walter war schon in der Familie aufgenommen und der Hochzeitstermin stand auch schon fest. Jetzt ging es darum, Vater davon zu überzeugen, dass das Haus auf dem gerade besichtigten Grundstück stehen soll. Vater war natürlich nicht erfreut über diese Lage.

Seine Argumente wie: „wenn du dann alt und gebrechlich bist, kannst du von diesem Berg nicht mehr runter, es gibt keine Schneeräumung im Winter, keine Nachbarn, nur Weinberge und G’stetten“, fruchteten natürlich nichts. Sissi wollte da oben wohnen.  Vater gab nach vielen Diskussionen nach und schenkte das Grundstück seiner Sissi. Es wurde geheiratet, gebaut und die Kinder kamen zur Welt. Es siedelten sich nach und nach Nachbarn an, es wurden Straßen hinauf gebaut und die Schneeräumung im Winter funktionierte perfekt.

Straßenname

Der Straßenname, den man Sissi zuteilte, wurde ums Eck verlegt und Sissi wohnte plötzlich in einer anderen Straße. Der Einfachheit halber beließ man aber ihre Adresse wie gewohnt. Ab sofort wohnte Sissi mit der alten Wohnadresse in der neu erbauten Straße mit anderem Namen. 

Alles war gut! Die Kinder wurden größer und selbstständiger und gründeten selbst Familien. 

Einbruch

Eines Tages kam Sissi spät abends von einer Veranstaltung zurück. Sie fuhr ihr Auto in die Garage. Die Türe von der Garage ins Wohnhaus stand offen. Sissi stieg aus und ging ins Haus. Aber hier sah alles ganz anders aus! Alle Türen standen offen, auch die Schranktüren, Schubladen lagen am Boden. Überall lag Zeugs herum, es sah fürchterlich aus. Sissi brauchte einige Augenblicke um zu erfassen was hier geschehen war, dann war klar: hier waren Einbrecher am Werk. Sissi klopfte das Herz bis zum Hals, sie lief sofort wieder aus dem Haus und rief die Polizei. Sie hatte fürchterliche Angst. Der Polizei meldete sie sich mit ihrem Namen und mit der Adresse. Dann stand sie auf der Straße, zitternd vor Kälte und Angst und wartete auf die Polizei. 

Polizei

Da kam sie auch schon. Mit Blaulicht, aber ohne Folgetonhorn. Aber, was soll das? Sie biegen in die falsche Straße ein. Sissi läuft los, um das Polizeiauto einzuholen und zu ihrem Haus zu lotsen. Hinter ihrem Rücken, sie sieht es nicht, nähert sich ein zweites Polizeiauto. Diese Polizisten sehen nun  eine Person, die sich von dem soeben als Einbruch gemeldeten Haus wegrennt. Die Polizisten hinterher , jetzt mit Folgetonhorn. Sie erreichen die keuchende Sissi. Stehen bleiben! Polizei! Sissi hört in ihrer Panik nichts. Sie will nur die Polizisten vor ihr erreichen. Da der vermeintliche Einbrecher nicht stehenbleibt, sondern weiter rennt und auch auf die Rufe nicht reagiert, stoppen die Einsatzkräfte die rennende Sissi indem sie ihr den Weg abschneiden. Sie wird auch gleich verhaftet.

Meine brave Freundin Sissi. Für die Polizisten ein klarer Fall. Es wird mitten in der Nacht ein Einbruch gemeldet. Beim Eintreffen läuft eine Person von besagtem Haus weg und reagiert weder auf Folgetonhorn noch auf Rufen. Das muss einfach der Einbrecher sein. Auch wenn es eine Frau ist! Das Geschlecht schützt nicht von krimineller Energie. Sissi kennt sich nicht aus! Was soll das jetzt? In meinem Haus wurde eingebrochen und ich bin verhaftet? Da stimmt was nicht! Das erste Einsatzfahrzeug, hinter dem Sissi hergelaufen ist, kam zurück. Sissi wurde aufgefordert, sich auszuweisen. Ihre Papiere steckten allerdings noch in ihrer Handtasche. Die hatte sie in der Panik aber fallen gelassen. Endlich erkannte einer der Polizisten Sissi und konnte somit erklären, dass Sissi wirklich Sissi und somit die Geschädigte und nicht die Einbrecherin ist. Nun begann  die langsame Aufklärung. Die Postadresse war schuld! Das erste Auto fuhr in die angegebene Straße und suchte vergebens die richtige Hausnummer. Im zweiten Auto war ein einheimischer Wachebeamter, die die verzwickte Situation der Straßennamen kannte und deshalb sein Fahrzeug in die richtige Richtung lenkte.  Sissi wurde enthaftet, man entschuldigte sich bei ihr und ging an die Arbeit. Spurensicherung, gestohlenes Gut auflisten und so weiter.

Sissi ist erledigt. Der Einbruch, die Angst und dann noch  verhaftet werden! Es reicht. Das Haus in heillosem Durcheinander, der ganze Schmuck, auch der von der Uroma , ist weg. Sissi steht wieder auf, richtet sich die imaginäre Krone und schreitet zur Bestandsaufnahme! 

Text: ces

Beitragsbild: www.123rf.com © orensila

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