Jakobsweg Teil 2

Buon Camino – Woche 2 am Jakobsweg

Ich muss noch einmal von den Pyrenäen erzählen. Das, was ich hier erlebt habe, ist ein Geschenk. Die Pyrenäen bei Sonnenschein zu überqueren ist einmalig. Dieses Erlebnis kann man auch nicht in Worte fassen. Dieses Panorama, dieser Rundblick. Einmalig. Ich habe von vielen Pilgern gelesen, die diese Etappe einige Male gegangen sind, aber nix gesehen haben , da immer Nebel und Bewölkung war. Ich hatte unbeschreibliches Glück. Ich kann nur jeden der Füsse und heile Beine hat raten macht diese Tour einmal. Fahrt mit dem Zug runter, oder mit dem Bus oder fliegt oder fahrt mit dem Auto, aber macht es. Es ist den Aufwand wert. Nicht IRGENDWANN, sondern JETZT.

Jetzt

Jetzt, zu dieser Jahreszeit und inmitten der Pandemie ist es sehr ruhig. Ich treffe kaum Pilger, Herbergen sind geschlossen, Bars und Cafehäuser zugenagelt, Hotels nicht in Betrieb. Leider sind auch die Kirchen und Sehenswürdigkeiten geschlossen.

Heute hatte ich den ganzen Tag ein orangenes Männlein weit vor mir. Ein älteres Ehepaar, vollbepackt mit je 2 Rucksäcken, habe ich überholt. Das war den ganzen Tag die gesamte Ausbeute der Mitwanderer.

#49plus Jakobsweg
Canal de Castilla Foto © ces

Los Arcos

Da die Übernachtungsmöglichkeiten sehr rar sind, hat mein geliebter Mann beschlossen, nun doch vorreservieren. Das ging bisher ganz gut. In Los Arcos, dieser Name klingt schon sehr gut, hat er die Villa Los Arcos gebucht. Wir haben uns ein verwunschenes Haus, das von Nachfahren der Templer bewirtschaftet wird, erwartet. Oder zumindest ein Zauberschloss. Leider entpuppte sich der wohlklingende Name als Motel an einer Tankstelle. Aber das Zimmer ist ok.

Mit meinem Fersensporn habe ich auch sehr lange und ausführlich gesprochen. Ich habe ihm vorgeschlagen, wenn er nur noch zickt aber keine grossen Spompanadeln mehr macht, dann reduziere ich vorübergehend die Etappen und er bekommt jeden Abend eine Riesenportion Hirudoid und einen kalten Umschlag. Herr Fersensporn ist einverstanden. Es ging heute schon ganz gut. Ich denke, wir werden heil in Santiago ankommen.

Ich bin auch wieder auf meine alten, fleckigen Schuhe umgestiegen. Die neuen schauen zwar besser aus, taugen aber nicht so gut. Dank meines geliebten Privatchauffeurs konnte ich ja jede Menge Schuhe mitnehmen und musste beim Einpacken nicht sparen.

San Juan de Ortega

Nach San Juan de Ortega ging ich ganz alleine durch einen bezaubernden Föhrenwald. Plötzlich das Gefühl, nicht mehr alleine zu sein. Ich schaue mich um. Da, etwa 3 Meter neben mir grasen zwei wunderschöne Pferde ganz friedlich. Sie beachten mich gar nicht und gehen auch nicht weg.

Santo Domingo de la Calzada

In Santo Domingo de la Calzada haben wir die Kathedrale besichtigt und auch die weissen Henderl gesehen. Ein lieber Spanier hat sie uns gezeigt. Die nette Geschichte dazu haben wir nachgelesen.

Burgos

In Burgos ist unser Freund dazu gestossen. Ab hier gehe ich nicht mehr alleine sondern mit einem sehr guten, urlaubserprobten Freund.
Leider hat das Wetter umgeschlagen. Es SCHNEIT und ist eisig kalt. Eine Bergetappe lassen wir aus, da Schnee liegt und es sehr eisig ist. Die Beschreibung lautet: sehr steil und steinig. Das war uns dann zu riskant.

#49plus Jakobsweg
Die goldene Stiege in der Kathedrale von Burgos Foto © ces

Fromista

Durch die Meseta im Schneegestöber. Nein, wir geben nicht auf.
Kurz nach Fromista sehen wir ein gemauertes Loch. Wir überlegen, was das sein könnte und schauen hinein. Es ist ca. zwei Meter tief mit einem Meter Durchmesser. Da sehen wir am Boden des Loches etwas liegen. Das könnte ein Ausweis sein. Mein Freund zögert nicht lange und springt hinein, bückt sich mühsam hinab und fördert eine Packung Taschentücher hervor. Das Rauskrabbeln war dann doch noch etwas anstrengend für ihn. Ich konnte nicht helfen, da ich so lachen musste.

#49plus Jakobsweg
Fromista Foto © ces

Diese Woche ist die Landschaft schön, aber nicht sehr abwechslungsreich gewesen. Diese Strecke ist bei den derzeit herrschenden Temperaturen unter dem Gefrierpunkt sicher besser zu laufen als im Sommer bei Hitze. Es gibt lange Strecken keinen Schatten.
Pilger sind noch immer sehr rar und selten zu treffen.
Wir kommen aber gut voran und sind bezüglich Verpflegung und Übernachtung dank meines geliebten Mannes sehr gut versorgt.

Buon Camino bis nächste Woche.

Text + Beitragsfoto: ces

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Buon Camino - Woche 2 am Jakobsweg. Ich muss noch einmal von den Pyrenäen erzählen. Das, was ich hier erlebt habe, ist ein Geschenk.
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