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Probleme mit trockenen Augen und Kontaktlinsen: Molekül aus Magenschleimhaut soll Hornhaut-Schäden verhindern

Trockene Augen und reibende Kontaktlinsen nach einem langen Arbeitstag am Computer sind nicht nur schmerzhaft, sondern schädigen auch auf Dauer das Augengewebe. Hilfe könnte nun ein natürlicher Schleimhautbestandteil, ein so genanntes Mucin, bringen. Ein Team der TU-München konnte nun nachweisen, dass Kontaktlinsen, die mit Mucinen aus der Magenschleimhaut von Schweinen beschichtet waren, keine Schäden am Auge mehr verursachen. Mucine sind Moleküle, die in der Lage sind Wasser zu binden und so einen natürlichen Schmierstoff bilden. Nicht nur Tränen enthalten solche Mucine, sie kommen auch in der schützenden Schleimschicht in Magen oder Darm vor. Patienten, die unter trockenen Augen leiden, mangelt es meist an diesem molekularen Schmierstoff (Mucin MUC5AC) in der Tränenflüssigkeit. Vor allem beim Tragen von Kontaktlinsen kann das Fehlendes Mucin problematisch sein: Ohne den schützenden Gleitfilm zwischen Auge und Linse wird das Gewebe der Hornhaut verletzt. Die Wissenschaftler um Prof. Oliver Lieleg, Professor für Biomechanik hatten die Idee das fehlende Mucin direkt auf die Linse aufzubringen.

Mucinbeschichtung verhindert Gewebeschäden

Für die Versuche benötigten die Forscher größere Mengen des Moleküls. Menschliche Tränen fielen damit als mögliche Quelle aus. Das Team entwickelte deshalb ein Verfahren, mit dem sie das Mucin aus den Mägen von Schweinen isolierten. Dieses Schweinemucin ist in seiner Struktur dem menschlichen Molekül MUC5AC sehr ähnlich. Besonders wichtig war dabei, dass die Substanz ihre charakteristische Eigenschaft als Schmierstoff behält und sich chemisch durch das Reinigungsverfahren nicht verändert. Die meisten bisher kommerziell erhältlichen Mucine, die etwa zur Behandlung von Trockenheit im Mundraum eingesetzt werden, haben genau diese Fähigkeit verloren. Sie können deshalb auch nicht bei trockenen Augen helfen. In Experimenten an einem präparierten Schweineauge wurde getestet, wie das speziell isolierte Mucin auf Kontaktlinsen wirkt. Das Team konnte nachweisen, dass keine Gewebeschäden mehr durch die Linse auftraten, wenn sie mit Mucin beschichtet war. Aus Sicht der Wissenschaftler würde es somit ausreichen, die Kontaktlinsen über Nacht in einer Mucinlösung zu lagern.

Dauerhafter Schutz ohne Nachtropfen

Die Beschichtung mit Mucin bietet mehrere Vorteile: Medikamente, die bereits gegen trockene Augen auf dem Markt sind, nutzen primär Hyaluronsäure. Diese kommt aber im Gegensatz zu Mucin nicht in der menschlichen Tränenflüssigkeit vor. Während Hyaluronsäure als Tropfen in das Auge eingebracht wird und deshalb über den Tag verteilt mehrfach angewendet werden muss, haftet Mucin direkt an der Linse und schützt das Auge so dauerhaft. In den nächsten Schritten soll das Mucin aus den Schweinemägen weiter getestet werden, um es bald auch beim Menschen einsetzen zu können.

Text und Foto: Gerhard Krause